Gelungenes, gewagtes Spiel voll kreativer Kraft
Orchester am Singrün konzertierte im Velodrom
Von Juan Martin Koch, MZ
Regensburg. �Das Horn ist vielleicht von sämtlichen Instrumenten dasjenige, welches sich am besten mit
allen Gruppen mischt.� Richard Strauss wusste, wovon er sprach, als er dies in seiner Bearbeitung der
Berlioz�schen Instrumentationslehre notierte. Seine Beherrschung dieses Instruments auf der Palette der
Orchesterfarben ist virtuos, zudem hat er das Repertoire um zwei Hornkonzerte bereichert.
Karin Korath � seit 1999 führt sie die ausgezeichnete, junge Horngruppe des Philharmonischen Orchesters an �
setzte das Spiel, das Strauss im ersten dieser beiden Konzerte mit eben diesen Mischverhältnissen treibt,
virtuos um. Immer wieder zog sie sich dynamisch eine Spur zurück, um die wechselnden Verschmelzungsgrade
mit dem Orchester herzustellen. Im nächsten Moment war sie wieder mit bestechender Attacke präsent, um
die horntypischen Dreiklangsignale vital in den Raum zu rufen.
Von dort kam freilich wenig zurück, die Velodrom-Akustik zeigte einmal mehr ihre Knochen � ein Glück,
dass sich das im Dialog hellwache Singrünorchester davon nicht irritieren ließ. Mendelssohns Hebriden-Impressionen
hatten da in der Klangentfaltung noch vergleichsweise gehemmt gewirkt; die Dramaturgie,
die Steigerungsbögen aber stimmten und ließen für César Francks d-Moll-Symphonie einiges erwarten.
Dieses auf den ersten Blick nicht unbedingt dankbare Werk aus Programm gesetzt zu haben, war ein nicht
hoch genug zu bewertendes Wagnis, und der erste Satz zeigte auf beeindruckende Weise dessen Gelingen.
Die grübelnd verhangene Introduktion war nicht geschleppt, sondern kreiste konzentriert um jene
Motivzellen, die sich dann im Hauptthema dramatische zuspitzten. Im Seitenthema entfalteten die
ersten Violinen beachtlichen Ausdruck, die Verdichtung der Durchführung gelang nach kurzer Ermüdungsphase
fabelhaft.
Alle Ehren wert
Was Lutz Landwehr von Pragenau hier aus dem traditionsreichen Amateurorchester herausholte, war schon
aller Ehren wert. Schade, dass er das Allegretto unnötig verhetzt. Die Unsicherheiten strahlten auch
kurzzeitig in den Finalsatz aus, der ansonsten aber noch einmal die Fähigkeiten des Orchester demonstrierte:
den Gestaltungswillen eines Kollektivs, das mehr ist, als die Summer schöner (und manchmal eben nicht ganz
so gelungener) Einzelleistungen. Chapeau!
(Abdruck aus der Mittelbayerischen Zeitung, Dienstag 22. Februar 2005)