Das Singrün-Orchester spielte in Pilsen

Die Musiker geben ein Gastspiel im Kulturhaus Peklo. Dort präsentierten sie ein Klavierkonzert und eine Symphonie.

Regensburg.Das Regensburger Singrün-Orchester unter Leitung von Lutz Landwehr von Pragenau gastierte im Kulturhaus Peklo in Pilsen. Veranstalter des öffentlichen Benefizkonzerts zugunsten behinderter Kinder war der Pilsener Rotary Club, und das Singrün-Orchester präsentierte im ehrwürdigen Konzertsaal des Kulturhauses zwei symphonische Schwergewichte: Tschaikowskis 1. Klavierkonzert und die 6. Symphonie von Sergej Prokofiew.

Im populärsten aller Klavierkonzerte fanden der junge Solist Alexander Maria Wagner und das Singrün-Orchester zu einem faszinierenden Musikerlebnis zusammen: Nicht Tastendonner und Fingerfertigkeit des Solisten standen im Mittelpunkt, sondern das von Klangsinn und rhythmischer Präzision geprägte Wechselspiel zwischen Klavier und Orchester. Endlich konnte man hören, wie großartig Tschaikowskis „Reißer“ gerade in den lyrischen Passagen komponiert ist. Für den begeisterten Applaus des Publikums bedankte sich der Solist mit einer Etüde von A. Skrjabin.

Nach der Pause stand mit Prokofiews 6. Symphonie ein selten aufgeführtes, sperriges und tiefgründiges Werk auf dem Programm. Das nun in voller Besetzung angetretene Singrün-Orchester machte mit seiner Interpretation deutlich, warum diese Symphonie nicht „populär“ werden konnte: Sie klingt nicht angenehm im Ohr und man kann sie kaum „genießen“ im üblichen Sinne. In dieser 1946 entstandenen Symphonie beschreibt der Komponist den Schmerz, das Leiden und die Verzweiflung der Menschen, die die Gewalt des Krieges erfahren und kaum eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben. Es gelang den Singrün-Musikern und ihrem Dirigenten überzeugend, dem Publikum die tiefe Trauer, brutale Gewalt und rührende Sehnsucht, die diese Musik ausdrückt, „ans Herz zu legen“. Von der emotionalen Intensität dieser Musik noch sichtlich betroffen, reagierte das Publikum mit lang anhaltendem, respektvollem Beifall, der schließlich in stehende Ovationen überging, als das Orchester Dvoraks 8. Slawischen Tanz in betont munterer Weise zugab.

Am Samstag können im Audimax der Universität auch die Regensburger das spektakuläre Konzert hören.

MZ, Meldung vom 30.06.2015:

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